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4. Amerika, Sholes & Glidden

Wir begeben uns nun zum nächsten Diorama, wo wir dem amerikanischen Erfinder Christopher Latham Sholes, zusammen mit seiner Tochter Lili, begegnen. Sie ist die erste Sekretärin, die mit Schreibmaschine geschrieben hat.   

Sholes, von Beruf Buchdrucker und Herausgeber von Zeitungen, hat zusammen mit dem Zeichner Carlos Glidden und dem Mechaniker Samuel Soulé eine Schreibmaschine entwickelt. Das erste Poster zu Ihrer Linken zeigt Kleinsteubers Werkstatt, wo die Konstruktionsversuche stattfanden. Verschiedene Modelle wurden bereits 1867 und 1868 patentiert. Erst durch die Zusammenarbeit mit der Waffen- und Nähmaschinenfabrik von Philo Remington, die die Modelle weiterentwickelte und 1874 auf den Markt brachte, wurde tatsächlich der Grundstein für die serienmäßige Herstellung der Schreibmaschine gelegt, die nun von Amerika aus ihren weltweiten Siegeszug antreten sollte.

Die eigentlichen Erfinder hatten dabei das Nachsehen: Während Soulé schon sehr früh aus dem Projekt ausgestiegen war, hatten Sholes und Glidden fast ihr ganzes Hab und Gut in die Entwicklung der Schreibmaschine gesteckt und diese auch mit ihrer Gesundheit bezahlt. Gezwungen, die Patentrechte an die Firma Remington abzutreten, weil finanziell ruiniert, starben beide Jahre an Tuberkulose.

Im Diorama, das Einblick in ein amerikanisches Wohnzimmer gibt, sehen Sie die „Sholes & Glidden“, so wurde das 1874 auf den Markt gebrachte Modell genannt. Die erste Serie bestand aus nur 25 Stück. Jedes einzelne wurde handbemalt. Die Maschine war für den Privatgebrauch gedacht, während fürs Büro das schwarzgrüne Modell links konzipiert war. Die Maschinen waren ohne Wagenschaltung ausgestattet, hatten also nur Großbuchstaben. Dies war nur einer der Gründe warum es einige Jahre dauerte, bis sich die Maschine auf dem Markt durchsetzte. Eine jahrtausendealte Tradition, die Handschrift, die bereits in Ägypten Grundlage eines angesehenen Berufes wurde, sollte nicht ohne Widerstand aufgegeben werden. Im Österreich zu Zeiten Mitterhofers  waren es die Kopisten und Kanzleischreiber, in Amerika die „Clerks“, die Sekretäre, die die professionellen Schreibstuben füllten und eine hohe gesellschaftliche Anerkennung genossen. Diese sozial privilegierte Stellung wollte man nicht gefährden, indem man, ähnlich einem Fabrikarbeiter, eine Maschine bediente. So wurde dies zur Geburtsstunde der Sekretärin. Neben der Nähmaschine hat wohl kaum ein anderes Gerät eine so nachhaltige Wirkung auf das Berufsleben und auf die Emanzipation der Frauen gehabt wie die Schreibmaschine. Während Frauen aus den sozial niederen Schichten häufig eine Beschäftigung als Näherin fanden, wurden die Töchter des gehobenen Bürgertums zur Sekretärin ausgebildet. Erst nach der Jahrhundertwende, als die Ausbildung auch für Frauen aus sozial niederen Schichten erschwinglich wurde, bedeutete der Beruf der Sekretärin für viele Frauen einen sozialen Aufstieg. Sehen Sie die ausdrucksstarke Abbildung mit dem Erfinder Sholes, der den Dank der Frauen entgegennimmt.

Die erste Ausbildung von Frauen zu „Typists“, wie die ersten Maschinenschreiberinnen in Amerika genannt wurden, wurde von der Firma Remington angeboten und später von anderen Schreibmaschinenherstellern, sodass die Schreibkraft gleich zusammen mit der Schreibmaschine angepriesen werden konnte, im Doppelpack „verkauft“ sozusagen. Das war sehr wichtig, da niemand mit einer Schreibmaschine umgehen konnte. 

Einer der ersten Käufer einer Remington-Schreibmaschine, kurz nach ihrem Erscheinen am Markt um 1874, war Mark Twain. Er war somit der erste Schriftsteller, der eine Schreibmaschine benutzte und der die Vorteile der Schreibmaschine gegenüber der Handschrift erkannte. Denn bis sich die Schreibmaschine am Markt behaupten konnte, sollten noch einige Jahre vergehen. Erst ab Mitte der 80er Jahre waren die ersten Anfangsschwierigkeiten überwunden und die Verkaufszahlen stiegen rapide an.  

Die hier ausgestellten Modelle geben einen Einblick in die Frühgeschichte der Schreibmaschine. Fast alle dieser ersten Maschinen funktionieren nach dem Prinzip des Unteraufschlags, das bereits die Modelle Mitterhofers kennzeichnet. Die von Granichstaedten-Czerva vertretene Theorie, die Amerikaner hätten die Idee Mitterhofers kopiert, kann heute nicht mehr als gültig angesehen werden. Vielmehr muss hier von einer Parallelentwicklung ausgegangen werden, wie es bei anderen Erfindungen auch häufig der Fall war. Schon von Mitterhofer wurde das Prinzip der Volltastatur verwendet, hier von Smith Premier, Yost, Caligraph und anderen gebraucht. Nach jahrzehntelangen Werbeschlachten sollten Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich jene Schreibmaschinen mit Umschaltmechanismus den Sieg davontragen.

Sholes & Glidden

4. Amerika, Sholes & Glidden

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